Podcast Beschreibung
Gaa Jau! ist der Kampfkunst-Podcast der Wushu Taichi Akademie aus Konstanz. Wir sprechen über die Kultur, Geschichte, Sprache, Tradition und Hintergründe der chinesischen Kampfkunst und geben einen neuen Blickwinkel darauf.
Die Kampfkunsttradition der Wushu Taichi Akademie reicht fünf Generationen zurück und sieht ihre Wurzeln in Guangzhou, Südchina. Seit 1986 unterrichten wir chinesische Kampfkunst und kantonesische Kultur in Konstanz am Bodensee, Deutschland.
Mehr Infos zur Wushu Taichi Akademie und der Kampfkunst der Familie Wu unter www.wushu.de
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Sifu, Sigung, Sizou? Sobald man mit der Kampfkunst beginnt, wird man mit unzähligen Begriffen konfrontiert. Es gibt nicht nur neue Begriffe für Techniken oder Stände, aber auch neue Titel für den Meister, Mitschüler und mehr. Das kann jemanden schnell überfordern und man weiß nicht genau, welche Anrede man für jemanden nutzt.
In dieser Folge sprechen wir über die Titel in der Kampfkunstfamilie. Wie wird der Meister genannt? Wie heißt dann der Großmeister oder der eigene Lehrling? Wir geben dir einen einfachen Überblick, wann welche Begriffe und Anreden genutzt werden, mit denen du in der chinesischen Kampfkunst üblicherweise in Kontakt kommst.
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In der Kampfkunst gibt es keine einfachen „Du’s“ und „Sie’s“. Wer den Weg geht, wird Teil einer Familie – mit einer eigenen Sprache, in der Sihing, Sije, Sifu und Sitai nicht nur Titel, sondern Ausdruck von Respekt, Zugehörigkeit und Verantwortung sind. Hier erfährst du mehr über die Bezeichnungen in der chinesischen Kampfkunst und was sie bedeuten.
Wer neu in eine Kungfu-Schule kommt, wundert sich vielleicht über die Begriffe, die dort verwendet werden. Warum sagt jemand „Sihing“ statt einfach „der da“? Wer ist denn “Sitai”? Und was bedeutet überhaupt „Toudai“?
Die Antwort ist tief verwurzelt in der Kultur: Die Kampfkunst ist ein Weg. Und wer diesen Weg gemeinsam geht, wird zur Familie.
Ansprache in asiatischen Kulturen
In vielen asiatischen Sprachen – etwa im Koreanischen, Chinesischen oder Japanischen – ist die Art, wie man jemanden anspricht, Ausdruck von Respekt, Rang und Nähe.
Man unterscheidet dabei nicht nur zwischen formell und informell, sondern auch nach Alter, sozialem Status oder Beziehungsebene.
Im Chinesischen gibt es ähnliche Feinheiten – und sie haben über die Jahrhunderte auch die Kampfkunst-Traditionen geprägt.
Anders als im Deutschen, wo „Du“ oder „Sie“ oft ausreichen, gibt es in der Kampfkunst besondere Titel und Anreden, die nicht zufällig gewählt sind. Sie zeigen, wer welchen Platz in der Linie hat – ganz unabhängig vom tatsächlichen Alter.
Die Kampfkunst-Familie – mehr als eine Metapher
In traditionellen Schulen war das Verhältnis zwischen Schüler und Meister eng – oft enger als zu den eigenen Eltern.
Früher lebten Schüler mitunter beim Lehrer, halfen im Haushalt, wurden mitversorgt. Kampfkunst wurde nicht „unterrichtet“, sie wurde weitergegeben – hinter verschlossenen Türen, an Menschen, die sich dafür würdig erwiesen hatten.
Erst wer sich durch Disziplin, Haltung und Herz zeigte, durfte durch eine Baai-Si-Zeremonie offiziell Schüler werden.
Mit dieser Zeremonie wurde der Meister zum „Sifu“ – und seine Kampfkunstlinie zur zweiten Familie.
In dieser Familie gibt es – wie in jeder anderen – Verwandtschaftsgrade, die sich aus der Schülergeneration, der Zugehörigkeit zur Linie und der Position im Trainingssystem ergeben.
Dienstalter (Seniority) statt Alter
Wichtig ist: In der Kampfkunst zählt nicht dein Alter, sondern dein Dienstalter, auf Kantonesisch bui fan 輩份 (Mandarin: bèi fèn).
Das heißt: Wer vor dir angefangen hat, ist dir gegenüber in der Ansprache „älter“, auch wenn er oder sie biologisch jünger ist.
So kann es sein, dass ein 20-jähriger Kungfu-Schüler von einer 45-jährigen Anfängerin mit einem respektvollen Titel angesprochen wird.
Nicht aus Unterordnung – sondern aus Anerkennung für den eingeschlagenen Weg.
Die Kampfkunst-Geschwister
Innerhalb einer Schule spricht man sich wie Geschwister einer Familie an – aber mit differenzierten Titeln:
• Sihing (師兄) – älterer Kungfu-Bruder
• Size (師姐) – ältere Kungfu-Schwester
• Sidai (師弟) – jüngerer Kungfu-Bruder
• Simui (師妹) – jüngere Kungfu-Schwester
All diese Begriffe für Personen aus deiner Kampfkunst-Familie haben aber eines gemeinsam: Konsequent wird das Zeichen 師 (Si) vor der Bezeichnung gesetzt. Sinngemäß lässt sich der Begriff als „Lehr-„ ins Deutsche übersetzen. Man nennt Personen aus der Kampfkunst-Familie also bspw. Lehrbruder oder Lehrschwester.
Diese Titel drücken Respekt, Zugehörigkeit und auch Verantwortung aus. Ein Sihing ist oft Mentor für Jüngere, aber kein „Chef“. Er oder sie hat einfach früher angefangen – und damit eine Vorbildfunktion innerhalb der Gruppe.

Der Sifu – mehr als ein Lehrer
„Sifu“ (師父) bedeutet wörtlich „Lehr-Vater“ – und dieser Begriff ist bewusst gewählt.
Ein Sifu ist nicht nur Trainer oder Ausbilder. Er (oder sie) trägt die Linie, die Werte, das Wissen – und gibt sie an die nächste Generation weiter.
Wer offiziell zum Sifu ernannt wird, übernimmt Verantwortung für Schüler, nicht nur für Techniken.
Die Schüler wiederum heißen dann:
• Toudai (徒弟) – offizieller Schüler (nach der Baai-Si-Zeremonie)
• Hoksang (學生) – allgemeiner Schüler, noch nicht „hinter der Tür“ aufgenommen
Die Linie weiterdenken: Großmeister, Sitai, Sigung
Wie in einer echten Familie gibt es auch in der Kampfkunst höhere Generationen.
Der Lehrer deines Lehrers ist dann z. B. dein:
• Sigung (師公) – „Lehr-Großvater“
• Sitai (師太) – „Lehr-Großmutter“
Je nachdem, wer die Linie hält, können auch weibliche Meisterinnen als Sifu angesprochen werden.
Hier wird nicht nach Geschlecht, sondern nach Generation und Verantwortung unterschieden.

Die Ansprache ist Ausdruck von Respekt – nicht von Hierarchie
In der Wushu-Familie geht es nicht um starre Titel oder Machtverhältnisse. Es geht darum, sich bewusst einzuordnen, Verantwortung anzuerkennen – und den Menschen vor dir mit Respekt zu begegnen.
Wer sich dieser Kultur öffnet, merkt schnell: Die Bezeichnungen schaffen nicht Distanz, sondern Verbindung. Sie zeigen, dass du Teil von etwas bist, das größer ist als du selbst – aber nicht ohne dich existieren kann.
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Tipp:
Lies auch unseren Beitrag „Was es wirklich heißt, ein Sifu zu sein“ – mit mehr Einblick in die Rolle, Verantwortung und Bedeutung dieses Titels.



