Gibt es überhaupt „Qi“?

Blickwinkel
Von
Pascal Wu
Datum
06.04.2020
Lesezeit
11 minutes
Früher oder später trifft man in der Kampfkunst immer auf den Begriff „Qi“. Bei diesem Thema gibt es aber viel Unwissenheit und Leichtgläubigkeit und man fragt sich schnell: Gibt es überhaupt „Qi“?

Interessanterweise hat der Begriff „Qi“ seit den 70ern und 80ern seine Mystik und, entschuldigt das Wortspiel, seine Energie nicht verloren. Der Begriff hat damals wie heute immer noch eine bestimmte Anziehungskraft, insbesondere für viele außerhalb des Südost-asiatischen Raums.

Egal ob ich durch eine Zeitschrift für Kampfkünste aus 1982 durchblättere oder ob ich heute mit einem Laien über die chinesischen Kampfkünste spreche, die Fragen bleiben die gleichen oder werden nur anders formuliert. Aber insbesondere beim Thema „Qi“ gibt es immer noch viel Unwissenheit und vor allem Leichtgläubigkeit.

Ein kontroverses Thema

Weil es zu diesem Thema sehr unterschiedliche Interpretationen gibt, ist es nicht möglich eine einfache Antwort in ein paar kurzen Sätzen abzugeben. Klar ist aber, hier spalten sich die Geister. Ist es etwa ein sensibles Thema in der Kampfkunst? Eindeutig. Macht man sich mit einem kritischen Blick auf das Thema etwa Feinde? Wahrscheinlich. Sollte man also überhaupt einen kritischen Blick auf ein höchst sensibles Thema werfen? Gerade deshalb.

Vor mir liegt die Ausgabe 7 der Zeitschrift „Martial Arts“, herausgegeben von Helmut Barthel, aus dem Jahre 1986. Dort lese ich einen kritischen Artikel zur „Ch’i-Kraft“ und einen „Aufruf der Redaktion: betrifft Ch’I“. Kurz gesagt werden Experten aufgefordert, die Existenz einer Ch’i-Kraft zu beweisen. In der nächsten Ausgabe erfahre ich, daß sich erwartungsgemäß niemand auf diesen Aufruf gemeldet hat.

blog qi Martial Arts Magazin von Helmut Barthel

7. Ausgabe der Zeitschrift „Martial Arts“, herausgegeben von Helmut Barthel

Der Begriff begleitet die asiatischen Kampfkünste, insbesondere die chinesischen, eine ganze Weile. Es gab bereits unzählige Versuche den Begriff in andere Sprachen zu übersetzen, mal besser mal schlechter. Vor dem Ergebnis stehen wir heute: Ein riesiges Durcheinander welches von Fehlinterpretation über Leichtgläubigkeit bis hin zu pseudo-wissenschaftlichen Behauptungen reicht.

Bevor wir uns nun in dieses Thema vertiefen, sollten wir aber zuerst mit gesundem Abstand die Frage stellen: „Was genau ist Qi?“

Was genau ist „Qi“?

„Qi“ (气/氣) wird oft auch als „Chi/Ch’i“ oder „Ki“ geschrieben, bezeichnet aber trotzdem das Gleiche: Es ist ein theoretisches Konzept oder eine Idee, vor allem asiatischen Ursprungs. In der chinesischen Sprache hat „Qi“ unterschiedliche Bedeutungen, von „Luft“ über „Atem“ bis hin zu „Lebensenergie“.

Weitere Interpretationen

Dabei variiert die Bedeutung auch, je nachdem mit welchen Zeichen „Qi“ kombiniert wird. Zum Beispiel wird aus der Kombination der Schriftzeichen für Himmel und Luft („Qi“) die Bedeutung Wetter. Aus Luft und Farbe, wird Teint,Gesichtsfarbe und aus Luft und Kraft, wird Imposanz, Ausstrahlung.

Oder die Bedeutung variiert je nachdem, in welchem Kontext „Qi“ eingesetzt wird. Qi gibt es nicht nur in der Kampfkunst, sondern auch in der Medizin und z. B. in der chinesischen Kalligrafie. Kalligrafie ist aber einfach ausgedrückt, nur „ein bisschen Tusche“ auf Papier. Ist hier die Rede vom gleichen Qi wie in der Medizin? Natürlich nicht. Und dennoch spricht man bei berühmten Malereien und Gedichten von einzigartiger Pinselführung mit viel Qi. Dabei steht Qi einzig und allein für „ausdrucksstark“, wie auch in der Kampfkunst.

Im Gegensatz dazu ist „Qi“ im Kontext der traditionellen chinesischen Medizin (kurz: TCM) wiederrum anders zu verstehen. Statt „Ausdrucksstärke“ wird hier, in einfachen Worten, ein „Energiefluss“ gemeint, der im Körper zirkuliert. Damit das Sinn ergibt, ist aber eine Einbettung dieses Begriffs in die Theorie der TCM und in die chinesische Kultur unerläßlich; sonst bewegt sich der Gebrauch des Wortes „Qi“ auf ähnlicher Ebene wie „Hokuspokus“.

Qi Zeichen Kombinationen

Kombinationen mit dem Schriftzeichen „Qi“

Stoff für die Popkultur

In der Popkultur wird „Qi“ gerne als Quelle von übermenschlichen Kräften interpretiert, wie bspw. von Shaolin-Mönchen, wenn sie Stahlstangen mit dem Kopf zerbrechen oder von Speerstichen unversehrt bleiben. Oder sie wird in Form von „Energieattacken“ in der japanischen Dragonball-Franchise eingesetzt oder wird als Pendant zur „Macht“ aus Star Wars beschrieben.

Wir konzentrieren uns aber in diesem Artikel auf die Verwendung des Begriffs „Qi“ im Kontext der chinesischen Kampfkunst. Denn allein hier gibt es genug Aufklärungsbedarf.

Geschichtliche Erklärungsversuche für den Begriff „Qi“

Zahllos sind die Versuche, dem Begriff „Qi“ mit sprach- oder religionsgeschichtlichen Überlegungen näher zu kommen. Populär sind Ansätze, welche das Schriftzeichen für „Qi“ und seine Varianten analysieren und in seine Bestandteile zerlegen, mit dem Ziel, nachzuvollziehen, was „Qi“ wohl ursprünglich bedeutet haben mag und was sich die „alten Chinesen“ wohl gedacht haben, als sie diesen Begriff „Qi“ verwendeten. Das sind mehr oder weniger spannende Gedankenspiele; es ist korrekt, daß chinesische Schriftzeichen oft aus mehreren Bestandteilen bestehen, die ihrerseits wieder eine eigene Bedeutung besitzen; aber es wird dabei außer Acht gelassen, daß alte chinesische Schriftzeichen oft Bestandteile enthalten, die nicht zur Bedeutung beitragen, sondern zur Aussprache (in der Phonetik des klassischen Chinesisch natürlich)! Fundierte Aussagen sind da, wenn überhaupt, nur bei Analyse der Entstehung und Entwicklung der Schriftzeichen möglich.

Weil die früheren Begriffswelten bestimmt ganz anders waren als unsere heutigen, ist es allerdings ein fragliches Verfahren, unsere heutigen Vorstellungen in einen ganz alten Begriff hinein zu interpretieren.

Der Kreis schließt sich, wenn wir annehmen, daß auch für „die Alten“ „Qi“ nicht etwas konkret Greifbares war, sondern eine Metapher.

Qi in der chinesischen Kampfkunst

Für viele Leute stehen die Begriffe Qi und chinesische Kampfkunst in enger Verbindung. Durch Mythen und Legenden, alte Schriftstücke und die Popkultur würde man meinen, die beiden Begriffe hatten einen gemeinsam Ursprung. Aber Qi wurde als Konzept höchstwahrscheinlich erst zu einem viel späteren Zeitpunkt in die Kampfkunst eingeführt. Denn zuerst existierte die Kampfmethode, bevor man dann die Theorie hinzugefügt hatte. Lasst uns kurz ein bisschen ausholen.

Es herrscht die weit verbreitete Annahme, dass der Ursprung der chinesischen Kampfkünste eigentlich gesundheitsfördernde Bewegungen waren. Wieso ich nicht diese Annahme teile, führe ich in einem anderen Beitrag aus. Wenn man sich die chinesische Kampfkunstgeschichte ohne die Mythen und Legenden anschaut, wird klar, welchen Sinn und Zweck die Kampfkunst primär hatte: sie diente zum kämpfen.

In einem tatsächlichen Kampf gibt es, sowohl früher als auch heute, keinen Platz für metaphysische Konzepte. Und dennoch wird gerne im Training der chinesischen Kampfkunst davon gesprochen, dass man das „Qi“ spüren oder kultivieren soll, damit man scheinbar undenkbare Kräfte bekommt. Wieso wird also die chinesische Kampfkunst ständig von diesem Begriff verfolgt?

Es ist nur eine Metapher

Wie ich bereits erklärt habe, diente die Kampfkunst primär zum Kämpfen. Um effizient darin zu werden, braucht es stetiges Training, welches man durch Drills, Kraftübungen, Konditionstraining u.s.w. bekommt. Aber genauso wichtig sind Sensibilitätstraining (Feinfühligkeit für Kraftübertragungen), Körperbewusstsein und vor allem die mentale Einstellung.

Für die letzten Punkten kann es durchaus Sinn machen, „Qi“ als eine Metapher einzusetzen. Für Kampfkünstler und Kampfsportler ist gutes Körperbewusstsein essentiell. Die traditionellen Kampfkünste haben unterschiedliche Übungen um dies zu trainieren. Eine Variante ist, eine bestimmte Bewegung oder einen Stand über lange Zeit statisch zu halten. Denn nur in einem ruhigen Zustand ist es möglich, die Feinfühligkeit für den eigenen Körper zu entwickeln und ihn aktiv zu spüren.

Auf der anderen Seite könnte man „Qi“ aber auch als Mittel zum Zeck interpretieren. Es soll jemandem helfen, etwas zu visualisieren. In der Kampfkunst und auch im Kampfsport ist die richtige „Intention“ wichtig, zum Beispiel kann ein Schlag nur effektiv sein wenn er mit der richtigen Intention ausgeführt wird. Um diese Intention und im weiteren Sinne die mentale Einstellung zu trainieren, mag es helfen sich dem Konzepts des „Qi“ zu bedienen und einen „Energiefluss“ zu visualisieren.

Jedoch möchte ich mit den beiden oben genannten Beispielen lediglich aufzeigen, dass sich „Qi“ besser als Metapher interpretieren lässt als eine tatsächlich belegbare, unsichtbare Energie. Häufig werden nämlich bodenlose oder gar sinnfreie Behauptungen zum „Qi“ aufgestellt. Dadurch kommt es zwangsläufig zu Fehlinterpretationen, und die Menschen denken an eine tatsächliche, einsetzbare Energie, mit der man kämpfen kann. Und hier bewegt sich dann die Kampfkunst an eine riskante Grenze.

Fake Martial Arts und Fantasie-basierte Kampfkunst

Wenn Menschen den fantastischen Erklärungen über „Qi“ zu viel Glauben schenken, wird Fiktion schnell zur Realität. Aber diese Realität und Wahrheit beschränkt sich lediglich auf die subjektive Wahrnehmung einer einzelnen Person.

„Qi“ wird seit jeher gerne als supernatürliche Kraft vermarktet. Menschen, die das „Qi“ gemeistert haben, sprechen von allheilenden Wirkungen oder übermenschlichen Kräften.

Meister behaupten, dass sie diese „Energie“ einsetzen können, um sich im Kampf zu verteidigen. Die Rede ist von den berüchtigten „No-Touch-K.O.s“ oder Meistern, die 5-15 Schüler mit „Qi“ durch Räume schmeißen.

Natürlich sind die Kritiker in diesem Falle nicht weit weg. Denn wer möchte nicht eine Nonplusultra-Technik erlernen, mit der man anscheinend unbesiegbar wird? Doch das Ergebnis fällt konsequent nüchtern aus. Wenn Meister diese Techniken an Schülern vorführen, funktioniert alles prima, doch wenn man selbst diese Energie spüren will, passiert…nichts.

Wei Lei und Xu Xiaodong

Natürlich gab es immer schon Herausforderungen zwischen den Kritikern und denjenigen, die das „Qi“ gemeistert haben. Aber der Höhepunkt war wohl der berüchtigte Kampf zwischen Taichi-Meister Wei Lei und MMA-Kämpfer Xu Xiaodong 2016 in China. Wei Lei ist „Taichi-Meister“, aber jene Sorte, welche mit einem Guru oder Scharlatan zu vergleichen ist. Xu Xiaodong ist Kampfsportler, hat Sanda an der berühmten Shichahai Schule in Peking unterrichtet und ist ein Kritiker der „Hokuspokus-Meister“. Zwischen den beiden gab es scheinbar mehrmals Streitereien auf Social Media Kanälen, was dann in einer Herausforderung endete. Der Kampf dauerte keine 20 Sekunden und Wei Lei lag blutend am Boden.

Dieser Kampf hat in der Kampfkunst-Welt hohe Wellen geschlagen. Nicht zuletzt, weil Wei Lei seine Niederlage damit begründete, dass er sein „Qi“ nicht eingesetzt hätte. Denn sonst wäre sein Gegner schon nach Sekunden tödlich verletzt worden.

Dieser Kampf hat fast schon eine Bewegung gestartet. Xu Xiaodong hat es sich seitdem zur Aufgabe gemacht die „fake Masters“ und „fake Martial arts“ zu entlarven und einen Kampf nach dem anderen durchgeführt. Und natürlich ist er nicht alleine in dieser Mission, durch seinen Kampf mit Wei Lei wurden andere Leute inspiriert und fordern weitere Meister heraus.

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Kampf zwischen „Taichi-Meister“ Wei Lei und MMA-Kämpfer Xu Xiaodong

Es trifft nicht nur die „falschen“

Seine Mission unterstütze ich voll und ganz. Nur finde ich seine teils überhebliche, aggressive Methode nicht gut. Aber er hat ein zentrales Problem der Kampfkunst-Branche ins Rampenlicht gebracht. Jahrzehntelang konnten Meister Geld kassieren, indem sie ihren Schülern „Qi“ als „geheime Waffe“ oder etwas Übernatürliches verkauft haben.

Nun stehen die traditionellen Kampfkünste, vor allem die chinesischen, vor einem massiven Imageproblem. Und zwar verlieren die traditionellen Künste an Respekt, ihre Glaubwürdigkeit wird angezweifelt. Es ist zwar ein gutes Zeichen, dass die Gurus und Scharlatane in der Kampfkunst-Branche bloßgestellt werden, nur leider schwappt das Imageproblem teilweise auch auf diejenigen über, welche die Kampfkunst ehrlich, praktisch und realistisch ausüben.

Es trifft eben leider nicht nur die „fake Martial arts“ oder „fake masters“. Viele aus der Kampfkunst-Szene, aber auch Laien, laufen Gefahr, dass sie diese Begriffe mit bestimmten Kampfkünsten gleichsetzen. Und somit steckt man alle Praktizierenden einer Kampfkunst in die gleiche Schublade. Das ist nicht nur zu kurz gedacht, sondern könnte langfristig negative Folgen für diese Kultur haben.

Der Kontext fehlt

Der Grund, wieso sich mit „Qi“ teilweise richtig gutes Marketing betreiben lässt, ist die große Unwissenheit und Leichtgläubigkeit der potentiellen Zielgruppe. „Qi“ könnte man prima mit „Chakra“ austauschen und man steht vor einer ähnlichen Situation in einer anderen Branche. Dabei wird gerne vergessen, woher solche Begriffe stammen und, dass man sie eigentlich zwingend in den richtigen Kontext setzen sollte.

Dass es „Qi“ auch in der Medizin und der Kalligrafie gibt, hatte ich bereits erwähnt. Aber an dieser Stelle meine ich spezifisch den geschichtlichen und kulturellen Kontext.

„Qi“ als Begriff in der Kampfkunst stammt aus einer Zeit und einem Ort, als die Menschen nicht das gleiche Verständnis der Welt hatten wie wir heutzutage. In den Begriff fließt eine Vielzahl an geschichtlichen und kulturellen Faktoren mit hinein. Wenn man ein Flugzeug ins mittelalterliche Deutschland bringen würde, könnten die Menschen die wissenschaftliche, physikalische Grundlage eines Flugzeugs überhaupt nachvollziehen? Oder würden sie es als ein Werkzeug des Teufels abstempeln und verbrennen?

Genauso verhält es sich mit „Qi“. Vielleicht haben die Menschen beim Training etwas gespürt, was sie physiologisch und wissenschaftlich nicht erklären konnten. Demnach musste ein Begriff her, der sich in die Denkweise der Menschen implementieren lies.

Ist es also nicht langsam an der Zeit, „Qi“ nicht mehr wortwörtlich zu nehmen oder aus dem Kontext zu reißen? Stattdessen sollte man „Qi“, wie gesagt, als Hilfsmittel zur Visualisierung oder lediglich als Metapher in der heutigen Zeit nutzen. Aber nicht mehr als eine Art „heiligen Gral“ der Kampfkunst verkaufen.

Aufklärung ist wichtig

Man sollte und darf den Begriff nicht per se als negativ oder Fiktion abstempeln. Sondern man muss den Begriff je nach Situation in den richtigen Kontext bringen und nicht alles dazu sofort als „bare Münze“ nehmen. Wenn wir alle Begriffe einer alten Kunst wörtlich nehmen, lässt sich die Kunst nicht in unsere Zeit übersetzen.

Sollte jemandem der Begriff in der Kampfkunst oder Medizin helfen, bedeutet das erst mal ein subjektives Empfinden. Aber die gleichen Ergebnisse lassen sich nun mal nicht bei allen reproduzieren. Daher ist es wichtig, das Auge der Menschen zu schulen und nicht bei jedem Flyer oder Poster, auf dem „Qi“ steht, alles zu glauben.

Die traditionellen Kampfkünste, insbesondere die chinesischen, haben durch Mythen und Legenden und überzogene Darstellungen in Filmen bereits genug Fiktion und Fantasie zugesprochen bekommen. Aber Kampfkunst ist meist viel ehrlicher, einfacher und praktischer, als die meisten denken. Wir sehen es deshalb als unsere Aufgabe, die Kampfkünste zu entmythisieren und in unser Zeitalter zu bringen.

Die Überstrapazierung des Begriffs „Qi“ wird nicht zum ersten Mal in Frage gestellt. Dennoch übt „Qi“ offenbar eine ungebrochene Faszination aus.

Laßt uns das Thema nüchtern angehen. Die chinesischen Kampfkünste geben uns ein überaus wertvolles Reservoir an Übungen, Gedanken, Theorien. Auf Mythen sind wir nicht angewiesen.

Über den Author

Pascal Wu

Pascal Wu leitet gemeinsam mit Christina Wu die Wushu Taichi Akademie und blickt auf knapp 30 Jahre Kampfkunst-Erfahrung zurück. Nach zahlreichen erfolgreichen Turnieren im modernen Sport-Wushu wandte er sich wieder dem traditionellen Kungfu zu. Sein Ziel ist die Weiterentwicklung der chinesischen Kampfkünste und die korrekte Vermittlung von praktischem Kungfu. Mit Christina Wu leitet Pascal das Endformat Designstudio. „Seit Generationen betreibt die Familie Wu in Guangdong und nun in Konstanz Kampfkunst und Gesundheitstraining. Ich fühle mich der Tradition verbunden und möchte diese Arbeit fortführen und weiterentwickeln. Wertigkeit und Beständigkeit sind die Leitlinien.“

10 Kommentare

  • Hallo Pascal,
    ein sehr interessanter Artikel zum Thema Ki. Als Aikido Lehrer kann ich dir nur vollumfassend zustimmen.

    • Pascal Wu

      Hallo Jo,

      vielen Dank für dein Feedback. Ich freue mich, dass der Beitrag Zustimmung findet =)

  • Sehr spannender Beitrag, vielen Dank! Ich finde es auch super, dass das Thema in der Wushu Taichi Akademie nicht so “esoterisch” aufgeladen ist sondern eher als Metapher verstanden wird. Ich musste auch spontan an die “Verbindung” denken, die im Unterricht oftmals angesprochen wird (zwischen den Händen, Waage halten, Schwertspitze und Aufmerksamkeit, …). Ich habe mich noch gefragt, welche Bedeutung “Qi” im Kontext von Taichi und Qigong hat – also sprachlich. Die eingedeutschte Schreibweise ist ja unterschiedlich (chi & Qi), aber ist es im chinesischen das gleiche Zeichen? Welche Bedeutung hat es da jeweils mit der Kombination “Tai” und “gong”?

    • Vielen Dank für Dein Feedback. Wie im Beitrag beschrieben gibt es für dasselbe Schriftzeichen unterschiedliche Schreibweisen in der westlichen Sprache, also Chi, Ch’i, Qi, Ki und fälschlicherweise manchmal auch Gi. Das Schriftzeichen ist allerdings nicht teil vom Begriff „Taichi“, weil die chinesische Umschrift „Taiji“ oder „Taijiquan“ lautet. „Taichi“, in dieser Schreibweise, hat sich bereits früher in Teilen Europas verbreitet.
      Das Schriftzeichen „Qi“, als Schriftzeichen, ist aber tatsächlich Bestandteil von „Qi Gong“ und kann u. a. als „Atemartbeit/Arbeit mit dem Atem“ übersetzt werden.

  • Danke für die klaren Worte. Denn der Begriff Qi kann wirklich in die Irre führen, wenn man Fakt und Fiktion nicht richtig auseinanderhält. Ich finde deinen Artikel sehr hilfreich.
    Ulrich

    • Danke für Dein Feedback. Wir hoffen, dass wir Schritt für Schritt die Verwirrung auflösen können.

  • Vielleicht müsste man erwähnen, dass in vielen chinesischen Kampfkünsten, darunter auch Hung Kyun, bis um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert von Nei Gong, innerer Arbeit gesprochen wurde. Es ging um eben diese körpermechanischen Feinprozesse, die Pascal im Blog angesprochen hatte. Danach erst, begünstigt wohl durch die wachsende Popularität des Taijiquan, verbreitete sich der Begriff in vielen anderen chinesischen Kampfkünsten. Ich finde Nei Gong auch heute noch passender.

    • Vielen Dank für Dein Feedback! Ganz genau, Nei Gong ist definitiv ein besserer Begriff der dann die Visualisierung und „Fokus nach innen“ betont. Mit dem Begriff „Qi“ läuft man nämlich schnell Gefahr, dass in den Köpfen der LeserInnen/Praktizierenden etwas entsteht, was es tatsächlich nicht gibt. So auch bei einer Kungfu-Schule in Norddeutschland, die ihren Schülern doch tatsächlich Übungen zur Kultivierung des „Qi“ beibringt. Die Übungen mögen vielleicht gut sein, aber die Assoziation mit dem Begriff „Qi“ bringt m. M. n. die SchülerInnen auf die falsche Fährte.

  • Erneut ein sehr guter und fundierter Beitrag!
    „Kung Fu“ ist ja auch so ein Begriff, der im Westen ähnlich falsch assoziiert wird: Man sieht die „fliegenden Kämpfer“ aus Martial-Arts-Filmen dahinter und nicht die Härte eines konsequenten und beharrlichen Trainings, für das der Begriff eigentlich steht… .
    Wirklich tolle Beiträge in deinem Blog Pascal!

    • Vielen Dank für Deinen Kommentar und das Feedback. Da hast Du absolut, es werden mit bestimmten Begriffen in der Kampfkunst ganz spezielle Bilder assoziiert. Das kam nicht nur durch die Kungfu-Film-Ära seit den 80ern, sondern auch durch „Marketing“ von Verbänden/Organisationen und teilweise sogar durch „neugeschriebene“ Kampfkunstgeschichte. Dazu werden wir bestimmt auch noch einen Artikel schreiben =)

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