Taichi – Eine Kampfkunst oder Bewegungsmeditation?

Blickwinkel
Urs Krebs beim Training in Chenjiagou, China
Von
Urs Krebs
Datum
11.07.2020
Lesezeit
9 minutes
Taijiquan wird heutzutage als Gesundheitsförderung wahrgenommen. In manchen Ländern und Regionen wird es gar von Krankenkassen unterstützt, weil es sich positiv auf Kreislauf und Bewegungsapparat auswirkt. Doch was ist Taijiquan genau und woher kommt es?

Über unseren Gastautor Urs Krebs

Unseren ersten Gastbeitrag schreibt unser langjähriger Schüler Urs Krebs. Er begann sein Hung Kyun-Training 1989 bei Sifu Wu Meiling und trainiert seit über 30 Jahren intensiv Taichi/Taijiquan bei Meister Wang Xian, mit Abstechern in andere Familienstile.

Urs Krebs blickt auf eine spannende Zeit als Kampfkunst-Athlet zurück. Er nahm an zahlreichen Turnieren teil und leistete jahrelang grundlegende Arbeit in offiziellen Wushu-Verbänden wie z. B. der swisswushu (Swiss Wushu Federation), EWuf (European Wushu Federation) und der IWUF (International Wushu Federation).

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Urs Krebs mit Taichi/Taiji Meister Wang Xian

Eine kurze Begriffserklärung über Taichi/Taijiquan

Taiji ist ein daoistisches Prinzip und beruht auf den Gegensätzen dieser Welt, beispielsweise Tag und Nacht oder hell und dunkel oder, übertragen auf die Kampfkunst, Härte mit Weichheit besiegen. Man spricht auch von der kosmischen Dualität oder dem höchsten Prinzip des Kosmos. Übertragen auf die Kampfkunst Taichi/Taijiquan heisst dies also, dass Taichi/Taijiquan eine Kampfkunst ist, die auf dem Taiji-Prinzip beruht.

Es gibt verschiedene Schreibweisen für Taijiquan. Der Grund liegt bei verschiedenen Umschriften. Früher war in den Vereinigten Staaten und in Europa die Wade-Giles-Umschrift weit verbreitet, heutzutage wird vielerorts die von der Volksrepublik ursprünglich als Lesehilfe eingeführte Pinyin-Umschrift verwendet. Deshalb verwenden nach wie vor viele Taijiquan-Schulen die früher gebräuchliche Schreibweise Taichi Chuan (korrekt eigentlich T’ai Chi Ch’üan) anstelle von Taijiquan.

Taichi/Taijiquan wird heutzutage als Gesundheitsförderung wahrgenommen. In manchen Ländern und Regionen wird es gar von Krankenkassen unterstützt, weil es sich positiv auf Kreislauf und Bewegungsapparat auswirkt. Doch was ist Taichi/Taijiquan genau und woher kommt es?

Entstehung des Taichi/Taijiquan

Um diese Fragen zu klären müssen wir einige Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit gehen. Auch wenn bereits die Taijiquan-Entstehungsgeschichte kontrovers diskutiert werden kann, versuche ich mich hier auf die offiziellen und historisch relevanten Ereignisse zu beschränken.

Wir wissen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass die Chen-Familie im Kreis Wen der Provinz Henan die ursprüngliche Variante des Taijiquan entwickelt hat. Auch wenn die Chen-Familie sich auf den Standpunkt stellt, dass ihr Ahnherr Chen Bu (1. Generation) eine frühe Form von Taijiquan entwickelt hat, ist es wahrscheinlicher, dass erst durch Chen Wangting (9. Generation) das entstand, was wir heute als Taijiquan kennen. In vielen Büchern liest man, dass Chen Wangting General gewesen sei. Wahrscheinlicher ist, dass er ein Garnisonsoffizier war, der sich in Dengfeng einer Rebellion des Regionalfürsten Li Jiyu anschloss, die später niedergeschlagen worden ist. Chen Wangting kehrte nach Chenjiagou, dem Wohnsitz der Familie Chen, zurück und widmete sich von da an den Kampfkünsten. Dazu dienten ihm der familieneigene Stil (wahrscheinlich eine frühe Tongbeiquan-Variante, die auf Chen Bu zurückgeht) und das Kapitel Quanjing Pieyao Jian aus dem berühmten Buch «Ji Xiao Xin Shu» des Ming-Generals Qi Jiquang.

Vor diesem historischen Hintergrund scheint es also unwahrscheinlich, dass Taijiquan als Gesundheitsförderung entwickelt worden ist. Es ist nun aber so, dass Kämpfen und Heilen in China oft zusammengehörten und zusammen unterrichtet wurden. Auch im Hung Kyun in unserer Familie ist es ja so, dass man früher die Verletzungen, die man durch die Kampfkunst jemandem zufügte, auch wieder heilen können musste. Dies führte zur Kunst des Dit Da, des Knochenrichtens, die unser Sibak Wu Rungen noch heute meisterhaft beherrscht. Also kann man davon ausgehen, dass auch beim Taijiquan gewisse gesundheitsfördernde Ideen mit eingeflossen sind.

Wir wissen auch, dass alle heute bekannten Familienstile (Yang, Wu/Hao, Wu und Sun) direkt oder indirekt vom Chen-Stil abstammen. Somit wissen wir, dass das was wir als Taijiquan in verschiedenen Varianten kennen, den gleichen Ursprung und somit die gleiche Kernidee hat.

Wie soll Taichi/Taijiquan trainiert werden?

Soweit also die Ausgangslage. Das führt uns zur nächsten Frage: Wie soll Taijiquan trainiert werden? Um das zu beantworten müssen wir uns folgendes Verständnis erarbeiten: Taijiquan ist ein Kampfkunst-Stil, der wiederum in verschiedene Familienstile gegliedert ist. In den chinesischen Kampfkünsten ist ein Stil in der Regel eine Methode um gewisse Skills, gewisse Fähigkeiten zu trainieren. Im Chen-Stil sind dies beispielsweise Fajin (Explosiv-Kraft), Spiralkraft und Qinna (Greif- und Hebelmethoden). Um dies zu erreichen wurden entsprechende Übungen und Techniken entwickelt, mit denen man diese Fähigkeiten entsprechend trainieren konnte. Daraus entstanden schliesslich die Formen.

Mit den Formen alleine war es natürlich nicht getan, denn kein Kampfkunst-System kann erfolgreich sein, wenn die Techniken ohne Partner geübt werden. Dazu entstanden im Taijiquan Tuishou-Übungen (Push Hands, stossende Hände). Zu Beginn übte man in festgelegten Routinen, später ging man ins freie Üben über, das schliesslich in Sanshou, dem Freikampf mündete. Diese Struktur, von Form über Tuishou zu Sanshou kannten mehr oder weniger alle Familienstile, reichte also nachgewiesenermassen bis ins 20. Jahrhundert (der Sun-Stil, der jüngste der fünf Familienstile entstand erst im 20. Jahrhundert).

Warum wird Taichi/Taijiquan nicht mehr als Kampfkunst wahrgenommen?

Um das einigermassen schlüssig zu beantworten, müssen wir einerseits zwei Aspekte beleuchten andererseits wieder etwas in die Vergangenheit zurückblicken. Der erste Aspekt liegt in eben dieser Vergangenheit. Wu Yuxiang, Schüler von Yang-Stil Gründer Yang Luchan und später auch von Chen Qingping gelangte angeblich durch seinen Bruder an ein Manual eines taoistischen Taijiquan-Meisters namens Wang Zongyue. Inzwischen kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gesagt werden, dass dieser Wang Zongyue nie existiert hat und dass sein Manual wahrscheinlich von Wu Yuxiang selbst verfasst worden ist.

Von diesem verschwundenen Original (wie praktisch…) gab es drei Abschriften, wovon zwei noch existieren. Eine in der Li-Familie (Die erhielt Wu Yuxiang’s Neffe Li Yiyu) und eine, die Li Yiyu seinem Schüler Hao Weizhen gab. In der Abschrift der Li-Familie gibt es keine Hinweise auf Wang Zongyue, hingegen hat Li Yiyu auf Hao Weizhen’s Exemplar geschrieben, dass es sich um Wang Zongyues Manual handle. Dieses Manual war quasi der Startschuss zu einer «Wudangisierung» des Taijiquan, also eine zunehmende Assoziierung des Taijiquan mit dem Wudang-Mythos. Damit einhergehend fand eine «Verkopfung» statt, will heissen, die Kampfkunst wurde zusehends theoretischer und philosophischer.

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Exemplar der Familie Li

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Exemplar von Hao Weizhen

Kämpfen steht nicht mehr im Programm

Das zweite einschneidende Ereignis war das Resultat des chinesischen Bürgerkriegs. Hatte die nationalistische Guomindang Regierung durch die Schaffung des Central Guoshu Institutes noch ernsthaft versucht, Wettkampf-Formate für die chinesischen Kampfkünste zu schaffen, in denen Zweikampf explizit vorhanden waren (unter Anderen waren auch Taijiquan-Meister wie Yang Chengfu und Sun Lutang involviert), war das mit der Machtübernahme durch die Kommunisten definitiv beendet. Die Kommunisten hatten mit traditionellen Kampfkünsten nichts mehr am Hut. Körperliche Ertüchtigung sollte nur noch Gesundheit und Wohlbefinden fördern, was schliesslich zur Degenerierung der chinesischen Kampfkünste durch das moderne, von der chinesischen Regierung geförderte Wushu führte.

Mittendrin in diesem Prozess war natürlich Taijiquan. Nachdem sich die Volksrepublik China einigermassen etabliert hatte, begann man im Beijing Institute of Physical Education (heute bekannt als Beijing Sports University) mit der Entwicklung von Standardformen deren Zweck körperliche Ertüchtigung (z.B. Chuji Changquan) oder Gesundheitsförderung war (24er Pekingform).

Während die erste Generation dieser Entwickler von Standardformen durchaus noch Ahnung von Kampfkunst hatten (der Schöpfer der Pekingform war z.B. Li Tianji der Sohn von Li Yulin, welcher wiederum von Li Jinglin (ehemaliger Leiter des Central Guoshu Institutes) Yang-Stil und von Sun Lutang Sun-Stil Taijiquan gelernt hatte), starb dieses Wissen mit der Zeit aus. Zweikampfübungen gehörten nicht zum Programm. Dies erklärt auch, warum Kontaktsportarten in China heutzutage seltsam abgekoppelt vom Ursprung wirken, weil sie erst nach der Kulturrevolution langsam am Reissbrett geplant und «integriert» wurden.

Taichi als Volkssport in chinesischen Parks

Später wurden in der Volksrepublik China verschiedene Studien in Auftrag gegeben und durchgeführt, um den gesundheitsfördernden Nutzen von Taijiquan zu belegen. Meist wurden diese vom Beijing Institute of Physical Education durchgeführt, also der gleichen Institution, welche auch die modernen Taijiquan-Formen entwickelt hatte. Trotzdem kann gesagt werden, dass Taijiquan tatsächlich gesundheitsfördernde Aspekte hat, teils verbunden mit der Atmung und dem Kreislaufsystem, teils mit der Körperhaltung, die sich von der natürlichen Körperhaltung unterscheidet, die Wirbelsäule aber merklich entlastet.

Die kommunistische Partei hat denn auch diesen gesundheitsfördernden Aspekt propagandistisch ausgeschlachtet und entsprechend gefördert. Das führte schliesslich dazu das viele Angehörige der älteren Generationen sich morgens in den Parks der grossen Städte zum gemeinsamen Taijiquan-Training trafen.

Ohne Intention gibt es keine Form

Dies alles führt uns zur wohl wichtigsten Frage: Wie soll Taijiquan in der heutigen Zeit geübt werden? Meine Antwort ist geprägt von 30 Jahren Taijiquan-Training hauptsächlich Chen-Stil mit Abstechern in den Yang- und den Sun-Stil und Erfahrungen im traditionellen und modernen Bereich: Als Kampfkunst. Ich erwarte von meinen Schülern nicht, dass sie kämpfen lernen (sie dürfen aber, wenn sie wollen). Aber: Beim Üben der Form sollten wichtige Aspekte der Kampfkunst berücksichtigt werden. Yi (chin.: 意 Absicht, Intention) spielt dabei eine wichtige Rolle.

Man sollte eine Bewegung immer so ausführen, als ob ein Gegner angreifen würde und man seine Attacken vorausahnen würde. Dazu ist es natürlich wichtig, zu wissen, was eine Bewegung bedeutet, welche Anwendungen sich darin verbergen. Aus diesem Grund sollten im Taijiquan-Training Anwendungen zumindest ab und zu mal geübt werden. Damit beispielsweise ein Schüler versteht, was der Sinn der einfachen Peitsche (單鞭 Dan Bian) und der Hakenhand (rechte Hand im Bild unten) in dieser Bewegung ist.

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Bewegung „Dan Bian“ aus dem Chen-Stil Taichi

Durch die Anwendung wird deutlich, dass die Hakenhand das Greifen des Handgelenks des Gegners simuliert.

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In den drei Bildern zur Anwendung wird aber auch deutlich, dass in der Anwendung mehr steckt, als nur das Handgelenk zu greifen. Im zweiten Bild sieht man, dass mit dem linken Oberschenkel das rechte Knie des Gegners blockiert wird und gleichzeitig ein Schulterstoss ausgeführt wird. Im Anschluss daran wird der Gegner über das Knie zu Boden geworfen.

Wenn man also die Form übt, sollte man die Bewegungen der Form, hier im Beispiel die einfache Peitsche immer so ausüben, als würde man den Schlag des Gegners abfangen, sein Handgelenk packen, sein Knie blockieren, einen Schulterstoss anbringen und ihn schliesslich über mein Knie zu Boden werfen. Nur so erhält die Form Inhalt und Sinn. Ansonsten ist sie leer, sinnlos.

Die korrekte Übung ist essentiell

Wichtig ist auch, dass man versteht, dass die körpermechanischen Aspekte der Form oder in den Seidenübungen dazu da sind, Prozesse zu etablieren die Kraft generieren, und zwar mehr Kraft als die körperliche Konstitution üblicherweise hergeben würde. Ob man diese Kraft dann tatsächlich für den Zweikampf braucht, oder sie einfach dazu übt um seine körperliche Konstitution zu stärken ist zweitrangig. Mein Chen-Stil Meister Wang Xian hat in einem Interview folgendes zu dieser Problematik geantwortet:

«Das Training sollte immer eine Kombination von Yi (意), Qi (氣) und Xing (形) beinhalten. Dies weil Xing, die Form immer von Yi (Absicht, Intention) untermauert wird. Kein Yi zu haben ist wie Bogenschiessen ohne Ziel. Darum muss Yi Nian (意念), gedankliche Intention durchgehend verwendet werden, in Verbindung mit Xing. Xing (die Form) folgt Qi (Energie) und die Kombination davon fördert die Gesundheit. Gesundheit und Gong Fu/Kungfu Seite an Seite – so sollte es sein.»

Aus meiner Sicht ein perfektes Schlusswort.

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Über den Author

Urs Krebs

Das Schlüsseljahr von Urs Krebs ist 1989. Auf seiner ersten Chinareise lernte er Meister Wang Xian kennen und lernt seitdem Chen-Stil Taijiquan von ihm. Kurz nach seiner Rückkehr lernte er Sifu Wu Meiling kennen und lernt seitdem das Hung Kyun der Familie Wu. Daneben war Urs Krebs auch Wushu-Athlet, nahm an Europa- und Weltmeisterschaften teil und übte verschiedene Funktionen als Funktionär in der Swiss Wushu Federation, der European Wushu Kungfu Federation und der International Wushu Federation aus.

12 Kommentare

  • EsLebeDieFreiheitPseudonymeVerwendenZuKönnen

    Wieder nur Gefasel, kein einziger Beweis, dass das was ihr an eure Kunden verkauft auch nur im entferntesten etwas mit Kampf zu tun hat.
    Dazu nun auch noch Derailing auf gleich mehreren Spuren betreiben, ich lach mich schlapp.

    Ach und übrigens: Xu Xiadong befasst sich nicht nur mit jenen eures Schlages, von denen ihr euch hier abzugrenzen versucht, sondern mit allen die irgendwie behaupten dass das was sie vermarkten etwas mit Kampf zu tun zu hat, wobei dieses aber eben immer nur verbal oder schriftlich mitgeteilt wir oder in vermeintlichen Demonstrationen mit der zahlenden Kundschaft bzw. den per Menschenfang zum Personenkulte erzogenen gezeigt wird.

    Kommen noch Videos auf eurem Youtube-Kanälen wo einer von kämpft (Wettkampf, Sparring etc.)?
    Ich denke eher nicht, denn wenn eure Kundschaft sieht wie ihr der Reihe nach auf der Matte landet, dann wird sich eure finanzielle Existenzgrundlage ganz schnell so weit ausdünnen, dass es kritisch bis endgültig wird.

    Das Urs Krebs bedingt durch seine Jahrzehnte verschwendete Lebenszeit bereits zu verhärtet ist, um die eigenen Lebenslüge abzustreifen hatte ich mir bereits gedacht, aber in jüngeren Jahren besteht da noch durchaus eine Chance und die sollte man nutzen, bevor man dem Sumpf nicht mehr entkommen kann, weil alles im eigenen Leben bereits davon abhängt.

    • Typisch, wenn man keine Argumente hat, dann wird man halt persönlich. Kennen wir uns, bin ich Dir mal auf den Schlips getreten? Offensichtlich hat das tiefe Spuren hinterlassen bei Dir. Ich fühle mich jedenfalls auch nach Jahrzehnten wohl, mit dem was ich tue. Bei Dir ist das offensichtlich nicht der Fall. Falls nicht noch sachliche, fundierte Kritik zum Artikel kommt, die belegbar ist, wars das. Man soll Trolle ja bekanntlich nicht füttern. Vor allem nicht diejenigen, die sich feige hinter irgendwelchen Pseudonymen verstecken.

    • Pascal Wu

      Ohje, da redet genau der richtige von „Verhärtung“. Denn du kommst deinem eigenen Sumpf ja auch nicht mehr davon, so engstirnig wie du bist =)

      Weißt du denn überhaupt, was und wie wir unsere Schüler unterrichten? Weißt du überhaupt, wie praktisch die Anwendungen unterrichtet werden? Weißt du überhaupt, dass wir einen Anwendungskurs führen in dem wir unsere Künste testen? Weißt du überhaupt, dass wir im Taichi-Unterricht bei allen Bewegungen auch über die Praxis sprechen?
      Das weißt du alles gar nicht, aber schiebst uns in die gleiche Schublade wie die Gurus und Scharlatane.
      Wir schreiben lediglich einen Blogbeitrag, bei dem wir betonen, dass der kämpferische Aspekt (Funktion, Intention) zwingend in die Kampfkunst gehört. Nirgendwo „verkaufen“ wir unseren Schülern das Blaue vom Himmel, so wie du uns unterstellst.

      Was triggert dich denn so hart an den chinesischen Künsten, insbesondere Taichi, dass du hier wildfremde Leute so angreifst ohne jegliche Grundlage zu haben? Auf welchen Scharlatan bist du denn reingefallen?

      Ich würde immer noch gerne wissen, was für eine Kampfkunst du denn bitte ausübst, wie lange und vor allem wo du gelernt hast. Denn scheinbar wurdest du grauenhaft im Kampfkunstgeist erzogen =)

      Wie gesagt, haben wir eine Podcast-Folge in der Pipeline genau um dieses Thema. Aber wahrscheinlich bist du zu sehr in deinem „Sumpf“ um die Inhalte aufnehmen zu können. Und ja, zu Videos werden wir dann kommen, aber nicht wegen „Straßenkämpfern“ wie dir. Sondern für alle diejenigen, die eine offene Meinung behalten haben und ehrlich herausfinden möchten, wie praktisch die chinesischen Künste tatsächlich sind.

  • Straßenkämpfer

    Na Hoppla! Der Kommentar der Fragen bzgl. Videos zu Sparring und realistischer Selbstverteidigung fordert ist immer noch nicht freigeschaltet worden? Oder wurde er einfach verworfen bei Prüfung? Ich finde kein einziges Video, wo Urs Krebs, oder irgendwer sonst von eurer Schule auch nur einmal demonstriert wie der Kampfeinsatz denn nun funktionieren soll. Es ist immer nur das üblich Geschwurbel, in Wort und Schrift, wie man es von Esoterikern und Scammern kennt. Vielleicht muss erst Xu Xiaodong mal vorbeischauen und davon dann ein Video machen? Ihr stellt Behauptungen auf und seid damit in der Beweispflicht, diese Behauptungen zu belegen. Also bitte Videos vom Vollontakt-Sparring, gerne auch mit Leuten, die nicht zu eurer zahlenden Kundschaft zählen.

    • Pascal Wu

      Na hoppla! Da hat jemand nicht bedacht, dass wir auch ganz andere Dinge zu tun haben und nicht sofort auf alle Kommentare antworten können 😉

      Die Antwort von Urs können wir in allen Belangen nur unterstreichen. Aber dennoch nehme ich mir mal die Zeit und gebe dir ein bisschen Kontext.

      1. Kerninhalte wahrscheinlich übersehen
      Ich nehme an, du hast den Beitrag nicht genau gelesen oder die Kernpunkte sind an dir vorbeigegangen. Denn wir sprechen ganz klar darüber, dass Funktion, Intention und Praxis zwingend in die Kampfkunst gehören. Dabei treffen wir klar die Unterscheidung zu denjenigen, welche Kampfkunst und besonders Taichi als etwas „mystisches“ oder gar „göttliches“ verkaufen.
      Wir unterrichten alle chinesischen Kampfkünste als das, was sie sein sollen: Kampfkunst. Bei uns gibt es kein „metaphysisches“ Geschwurbel über unsichtbare Kräfte.
      Wie Urs bereits erläutert hat, befasst sich Xu nämlich genau mit denjenigen, welche dir das Blaue vom Himmel verkaufen möchten.
      Aber nun alle chinesischen Kampfkünstler in dieselbe Schublade zu stecken und allen Kungfu-Schulen direkt mit Missgunst zu begegnen ist sehr kurzsichtig.
      Interessanterweise planen wir eine Podcast-Folge, in der wir genau auf Situationen wie diese zu sprechen kommen werden, in denen Leute diese Diskussion mit völlig fehlendem Kontext betrachten. Gerne mitverfolgen und hoffentlich kannst das eine oder andere erfahren, solltest du eine offene Meinung haben.

      2. Würdest du Taichi überhaupt erkennen?
      Dein Argument, dass man doch bitte alles direkt im Sparring-Kontext zeigen soll, ist vielerorts sehr beliebt. Dabei vergisst man aber gerne, dass nicht jede Kampfkunst für alle Formate geeignet ist (siehe Judo, Greco-Roman-Wrestling, Wing Chun). Nicht jede Kampfkunst beinhaltet zwingend Schlag-, Tritt-, Trapping-, Ring- und Hebeldistanz.
      Taichi ist eine Methode um nötige Eigenschaften besonders fürs Ringen (!) zu trainieren. Der korrekte, regulierte Kontext wäre hier also ein Ringen-basiertes Match. Dann würdest du aber gleich behaupten: „Ihr macht doch nur Judo!“
      Gut, fügen wir Schläge und Tritte zum Ringen dazu würdest du behaupten: „Das ist doch nur Kickboxen mit Ringen/Muay Thai!“ Ach nein! Schon mal gedacht, dass im Kampf vieles so aussehen wird?
      Im Kampf, unabhängig von Reglement und Format, wirst du seltenst eine spezifische Technik erkennen, welche es scheinbar „nur in dieser oder jener Kampfkunst gibt“.
      In der chinesischen Kampfkunst gibt es Qin’na, Hebeltechniken, denen immer vier Grundprinzipien unterliegen: Sehnen teilen, Knochen falsch ausrichten, Luft abschnüren, Druckpunkte drücken. Diese Prinzipien lassen sich ebenso auf BJJ anwenden und übertragen. Machst du dann noch BJJ oder schon Qin’na? 😉

      3. Bist du überhaupt in der Lage uns zu beurteilen?
      Genau wie Urs, stelle ich mir die Frage ob du überhaupt in der Lage wärst unsere Praxis zu beurteilen. Wer bist du denn? Was trainierst du? Seit wie lange? Bei wem hast du gelernt? Oder machst du nur „Straßenkämpfe“ als gäbe es keinen Morgen?
      Besonders heutzutage werden die Leute, die wissenschaftliche Recherche machen, ihre Praxis auch legitimieren und weit über den Tellerrand hinausschauen, immer direkt mit Missgunst begegnet.

      4. Beurteile/verurteile nicht eine Kampfkunst, sondern den Kämpfenden
      Zuletzt, deine Kommentare lassen sich so lesen, als würdest du kategorisch eine ganze Kampfkunst verurteilen. Aber dir sollte klar sein, dass nicht all diejenigen, die bspw. Muay Thai ausüben auch automatisch großartige Kämpfer sind. Das gleiche trifft auf ALLE Kampfkünste zu. Denn nicht alle Praktizierenden üben die Kampfkunst mit denselben Zielen und Intentionen aus. Das gilt sowohl für BJJ, Muay Thai, WT, Karate, Judo als auch für Kungfu, Taichi etc.
      Ich kann ebenso ein Video eines schlechten Muay Thai’ler sehen und die ganze Kampfkunst automatisch als nutzlos abstempeln. Aber das wäre äußerst kurzsichtig, unlogisch und überhaupt nicht verhältnismäßig.

      Ich nehme mir trotzdem die Zeit, dir eine ausführliche Antwort zu schreiben, die mehr Kontext bietet. Sollte deine Meinung nicht zu verschlossen sein, tut es dir bestimmt gut mithilfe unserer Medien einen neuen Blickwinkel auf die chinesischen Kampfkünste zu bekommen. Ansonsten weißt du ja, “die Liste ist geduldig” und wartet darauf von dir befüllt zu werden.

    • Wenn ich Deine Kommentare lese, glaube ich, dass Du den Inhalt des Artikels entweder nicht verstanden oder gar nicht erst gelesen hast. Geschwurbel ist auch etwas anderes, das sollte Jedem spätestens seit der Pandemie klar sein. Wahrscheinlich kannst Du die Punkte in meinem Artikel auch gar nicht verifizieren, in denen ich angeblich geschwurbelt haben soll. Ansonsten bitte auflisten und erklären, weshalb das Geschwurbel sein soll.

      Du hast auch nicht verstanden, was Xu Xiaodong macht und weshalb er es macht. Xu Xiaodong demaskiert Leute, die sich Meister nennen und von sich behaupten, dass sie quasi unschlagbar sind aufgrund ihrer überlegenen Fähigkeiten in Taijiquan, Wing Chun etc. Weder ich noch irgendjemand von der Wushu Taichi Akademie haben jemals behauptet, dass wir über solch überlegene Fähigkeiten verfügen und auch Strassenkämpfer wie Dich plattmachen. Falls doch, auch in die oben erwähnte Liste einfügen.

      Wo stelle ich Behauptungen auf die einer Beweispflicht bedürfen? Bitte in die Liste, sie ist geduldig.

      Zum Schluss noch meine persönliche Meinung zu Dir: Wenn Jemand so grossspurig wie Du einen solchen Kommentar zu meinem Artikel abgibt, dann sollte er mit vollem Namen dazu stehen und sich nicht in der Anonymität des Internets verstecken. Stell Dich hin und steh zu Deinen Aussagen!

  • NameNichtNotwendig

    Also praktiziert ihr auch Sparring? Macht doch mal Videos hierzu, Vollkontakt Sparring mit Schutzkleidung und nachgestellte, realistische Gefahrensituationen. Gerne auch mit Leuten die nicht auch zur zahlenden Kundschaft zählen und bei Bewegungen mitgehen, wie das bei so ziemlich jedem Video wo “Meister” XY mit seinen Schülern irgendetwas demonstriert.

  • Hallo Elvira

    Ich habe Deinen Kommentar leider erst heute gesehen. Pascal hat eigentlich alles Wichtige schon geschrieben. Auch ich kann Dir versichern, dass Du auf dem richtigen Weg warst und bist. Bleib dran!

    Liebe Grüsse

    Urs

  • Vanselow Elvira

    Hoi Urs ich bin seit Anbeginn meines Tai Chi Trainings davon überzeugt gewesen, dass ohne diese ‘Anwendungs-Vorstellung’ das Training für mich nicht sinnvoll ist. Obwohl viele meine Hinweise im freien Training jeweils belächelt haben, freut es mich zu hören, dass ich seit mehr als 30 Jahren auf dem richtigen Weg bin. Und vielen Dank für die detaillierten Angaben bezüglich geschichtliche Entwicklung und Mythen.
    Herzliche Grüsse Elvira

    • Hi Elvira,

      du bist definitiv auf dem richtigen Weg. Auch wenn es viele Taichi-Übende nicht merken, sie trainieren aber eine Kampfkunst. Was Kampfkunst von anderen Sportarten unterscheidet ist nämlich die Bedeutung von Intention & Funktion. Wir müssen wissen, was eine Bewegung bezwecken möchte (Funktion) damit wir sie mit der richtigen, gezielten Absicht (Intention) ausführen können.
      Das mag auf den ersten Blick für den Großteil der Taichi-Übenden uninteressant sein, da sie aus gesundheitlichen Gründen mit Taichi begonnen haben. ABER: Taichi ist eine Kampfkunst-Trainingsmethode. Nur durch das korrekte, geführte Training mit Intention & Funktion ergeben sich daraus die gewünschten gesundheitlichen Vorteile =)
      Das und viel mehr vertiefen Christina & ich derzeit auch besonders in unserem Taichi-Kurs für die 24er Yang-Form.

  • Hallo Tom, es freut mich, dass dir der Beitrag gefallen hat. Konzentriere dich, falls du noch nicht sicher bist, am Anfang auf die Form. Wenn sie dann “sitzt” fügst du “Yi” hinzu und achte dabei darauf, dass du fliessend und “rund” bist (nicht verkanten). Dann kommt der Energiefluss von alleine.

  • Lieben Dank für diesen informativen, lehrreichen und interessant gestalteten Beitrag. Es war eine Freude ihn zu lesen und die geschilderte Beziehung zwischen Absicht, Form und Energie bleibt mir hoffentlich im Gedächtnis.

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