Unsere Zaat Ma Grundübung

Basics, Familie Wu, Tipps & Tricks
Von
Pascal Wu
Datum
15.04.2020
Lesezeit
4 minutes
Der Einstieg in die traditionellen Kampfkünste beginnt in der Regel mit Standübungen. Es gibt in der chinesischen Kampfkunst eine Vielzahl an unterschiedlichen Ständen. Wir zeigen Dir unsere Zaat Ma Grundübung, in der Du die vier wichtigsten Stände im Hung Kuen üben kannst.

Standtraining als Einstieg

Unabhängig davon ob man nun Kungfu, Taichi, Karate, Taekwondo oder eine andere traditionelle Kampfkunst trainiert, der Anfang sieht in allen Systemen sehr ähnlich aus. Normalerweise lernt man zum Einstieg die gängigsten Stände aus dem jeweiligen System. Und das aus gutem Grund, denn Standtraining verbessert nicht nur die Kraft und Ausdauer, sondern sorgt bei Kombinationen auch für die richtige Kraftentwicklung und Körpermechanik.

Es gibt aber auch ganz elementare, einfache Ziele von Standübungen. Zum Beispiel sollte man für den Einsteig erst mal die Koordination der Füße trainieren oder durch statisches Halten der Stände ein besseres Bewusstsein und Gefühl für den eigenen Körper aufbauen.

Standtraining bildet unser Fundament als Kampfkünstler oder Kampfsportler. Ohne einen stabilen Stand können wir keine Kraft entwickeln, können Schläge nicht korrekt ausführen und blockieren unsere eigene Bewegungsfreiheit und Reaktionsfähigkeit.

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Unsere Zaat Ma Grundübung

Die Zaat Ma Grundübung wurde von der Familie Wu entwickelt und stellt einen wichtigen Baustein unseres Basistrainings dar. Egal ob nun Einsteiger oder Profi, die Übung ist für beide gleichermaßen wichtig und sollte stets regelmäßig wiederholt werden. In der Zaat Ma Grundübung werden die vier wichtigsten Stände als Kombination beigebracht:

  • Ma Bou o. Sei Ping Ma
  • Gong Bou o. Zi Ng Ma
  • Heoi Bou o. Diu Ma
  • Kei Lun Bou

Diese vier Stände bilden in der Regel das Fundament vom Hung Kuen. Außerdem sind es alle Stände, welche Einsteiger dann in unserer Einführungs-Faustform Yap Mun Kuen/Jap Mun Kyun lernen. Natürlich gibt es noch viele weitere Stände, sowohl im Hung Kuen (Hung Gar, Hung Kyun) als auch in anderen Systemen der chinesischen Kampfkunst. Für den Anfang sind aber diese vier am wichtigsten.

Mabou Mabu Seipingma copy

Mabou bzw. Sei Ping Ma

Heoi Bou Diu Ma copy

Heoibou bzw. Diu Ma

Gung Bou Zi Ng Ma Gongbu copy

Gungbou bzw. Zi Ng Ma

Kei Lun copy

Keilun Bou

Was bedeutet denn “Zaat Ma”?

Der Name Zaat Ma ist die kantonesische Aussprache der beiden Zeichen 紮 und 馬. Zaat (紮) steht für „festbinden/anfesseln“ und Ma (馬) steht sowohl für das Pferd als auch den Stand (vor allem in der Kampfkunst). Wortwörtlich lässt sich das als „das Pferd anbinden/den Stand festbinden“ übersetzen. Im Kontext der chinesischen Kampfkunst bedeutet dieser Begriff lediglich, dass man einen Stand halten soll.

Im Laufe der Zeit ist dieser Begriff dann wieder in die kantonesische Umgangssprache eingegangen. Da mit Standtraining ein hartes, schweißtreibendes Training assoziiert wird, das viel Disziplin und Ausdauer benötigt, beschreibt man eine Person die jemandem „die Stirn bietet“ auch mit 紮哂馬 (Zaat Saai Ma), was sich als ‚Einer, der sich gut behauptet‘ übersetzen lässt.

Illustration Was bedeutet Zaat Ma
Illustration von Mann, der ein Pferd anbindet


Yin-Yang-Übung

Auch wenn Yin und Yang ein allgemein bekanntes theoretisches Konzept ist, sollte man nicht zuviel von dieser Theorie in die Zaat Ma Grundübung hineininterpretieren. Hier ist es wichtig, Yin und Yang in den Kontext des chinesischen Sprachgebrauchs zu setzen. Yin und Yang beschreibt Gegensatzpaare, die in Wechselwirkung zueinander stehen bzw. die abwechselnd im Vordergrund stehen. In der Kampfkunst ist daher mit Yin und Yang meist „abwechselnd“ gemeint.

Im Sinne der Zaat Ma Grundübung lässt sich also die Kombination sowohl auf der rechten als auch der linken Seite gleichermaßen ausführen. Zusätzlich werden bei der Zaat Ma Partnerübung jeweils beide Seiten von beiden Partnern ausgeführt.

Ein erweiterbares System

Die Zaat Ma Grundübung ist allerdings nicht nur ein einfaches Standtraining. Diese Grundübung ist durch verschiedene Elemente erweiterbar. Sie begleitet uns vom Einstieg bis hin zum Fortgeschrittenen-Level.

Die Funktion des Standtrainings ist zunächst, dass wir beim Einstieg die Basisstände erlernen. Später können die einzelnen Stände durch Handtechniken erweitert werden. Somit erhalten wir eine vollständige Bewegungsabfolge.

Diese einzelnen Bewegungen (Stände mit Handtechniken) kann man dann mit einem Trainingspartner isoliert als „Pendel-Drill“ trainieren. Wie das Pendel bei einer Pendeluhr wird eine Kombination aus der Grundübung „vor und zurück“ ausgeführt und wiederholt.

Danach kann auf Basis der Zaat Ma Grundübung sogar eine kurze Partnerform (紮馬對拆 Zaat Ma Deoi Chaak) trainiert werden. Wenn die reguläre Ausführung der Zaat Ma bspw. Seite A ist, muss die zugehörige Seite B für die Partnerform hinzukommen. Diese beinhaltet dieselben vier Basisstände in leichter Variation.

Pendel-Drill

Zaat Ma Partnerform (Zaat Ma Deoi Chaak)

Unsere Zaat Ma Grundübung eignet sich prima als Bestandteil eines größeren Trainingsprogramms oder nur als kurzes Workout. Nicht nur wird die Basis in Form von Ständen und Handtechniken gelernt, man lernt durch die „Pendel-Drills“ und die Partnerform auch wichtige Kernprinzipien aus dem Hung Kuen System. Auf Dauer verbessern sich Stände, Beinarbeit, Präzision, Distanzgefühl und das Verständnis für diese Kernprinzipien.

Also, üben, üben, üben!

Über den Author

Pascal Wu

Pascal Wu leitet gemeinsam mit Christina Wu die Wushu Taichi Akademie und blickt auf knapp 30 Jahre Kampfkunst-Erfahrung zurück. Nach zahlreichen erfolgreichen Turnieren im modernen Sport-Wushu wandte er sich wieder dem traditionellen Kungfu zu. Sein Ziel ist die Weiterentwicklung der chinesischen Kampfkünste und die korrekte Vermittlung von praktischem Kungfu. Mit Christina Wu leitet Pascal das Endformat Designstudio. „Seit Generationen betreibt die Familie Wu in Guangdong und nun in Konstanz Kampfkunst und Gesundheitstraining. Ich fühle mich der Tradition verbunden und möchte diese Arbeit fortführen und weiterentwickeln. Wertigkeit und Beständigkeit sind die Leitlinien.“

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